Die Neuheiten am Automarkt – Teil 2
Der Herbst wird aufregend. Heiße Winde aus dem Süden, Blitze aus dem Fernen Osten und ein kompaktes Hoch aus dem Westen. Und, Sie werden es erahnen, es ist damit nicht das Wetter gemeint. Die Ingenieure und Designer waren wieder kreativ und fleißig. Die Verantwortlichen, die die Kreationen abnicken, natürlich auch. Ein stürmischer Automobilherbst steht uns also bevor. Um es mit den Worten, oder zumindest der Tonalität des legendären Heinz Prüller zu sagen: Sie erinnern sich, die letzten Jahre waren nicht ganz leicht. Zuerst war da Corona, dann der Mangel an Halbleiter-Chips. Ja, die Welt ist auch in der Gegenwart nicht frei von Krisen. Eindeutig nicht. Aber die Autobauer geben wieder mit spannenden Neuheiten Gas, was zumindest für uns ein kleiner Silberstreif am Horizont ist.
Namen aus einer längst vergessenen Zeit
Opel rührt in seiner Modellpalette um und bringt ein neues Modell auf den Markt. Der Name Frontera wird vielen ein Begriff sein. Anfang der 90er stellten die Rüsselsheimer einen echten Geländewagen der Weltöffentlichkeit vor. Von seinen Offroad-Qualitäten ist allerdings wenig übrig geblieben. Der neue Frontera ist ein kompaktes City-SUV, das den Crossland ersetzen wird. Dazu gibt es zeitgemäßen Elektroantrieb, aber auch Verbrenner-Freunde werden versorgt. Das moderne Design wird von der "Vizor" genannten Frontmaske unterstrichen, die beispielsweise auch bei Astra und Corsa Anwendung findet.
Opel wärmt einen Namen aus der Vergangenheit wieder auf, bei Ford nimmt man eine bestehende Modellbezeichnung und passt kurzerhand das Fahrzeug an die Bedürfnisse der Europäer an. In den USA ist der Explorer seit über 30 Jahren ein großes SUV, perfekt fürs Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hierzulande wirkt er jedoch etwas überdimensioniert. Der europäische Ford Explorer ist mit 4,45 Metern Länge kompakt und fährt zudem vollelektrisch. In der Basis vertraut das SUV auf einen 58 kWh fassenden Akku. Mit der 77-kWh-Batterie sind es rund 600 Kilometer, die rein elektrisch zurückgelegtwerden können. Ein Clou im Innenraum ist das mittlere, 15 Zoll große Display. Darauf läuft das Betriebssystem Ford Sync 4 Move. Move deswegen, weil man den Bildschirm hochfahren kann, was ihn einerseits mehr ins Fahrersichtfeld bringt und andererseits ein Staufach mit zwei Litern Volumen freigibt. Gebaut wird der Explorer übrigens in Köln.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Volvo. Allerdings lässt die schwedische Automarke in China produzieren. Grund dafür sind die Eigentümer. 2010 wurde der Hersteller von Geely aufgekauft, die Volvo wieder auf die Erfolgsstraße brachten. Der EX30 wird aktuell noch in China gebaut, ab 2025 soller allerdings auch in Belgien produziert werden. Dass Elektroautos aus China aber keineswegs unterschätzt werden sollten, zeigt das kompakte SUV eindrucksvoll. 272 PS in der Basis und 428 PS im Topmodell sind beeindruckend. Überzeugen kann aber auch das futuristische Design und die hochwertige Verarbeitung. Zudem sind 25 Prozent des verwendeten Aluminiums und 17 Prozent des verwendeten Stahls recycelt.. Bei den Kunststoffen sind es 17 Prozent.
Kubikmeter ist King
Wer Platz für die ganze Familie sucht, konnte vor wenigen Jahren noch auf eine breite Palette an Minivans zurückgreifen. Mittlerweile haben SUVs die praktischen Raumwunder abgelöst. Hoch im Kurs steht hier der Peugeot 5008, der sogar mit rein elektrischem Antrieb verfügbar ist. Damit soll der Franzose eine Reichweite von bis zu 660 Kilometern schaffen können – allerdings nur mit der 98 kWh großen Batterie. Wie die meisten Stellantis-Fahrzeuge setzt auch der Peugeot nicht nur auf ein Pferd. Zum 213 PS starken Elektriker gesellt sich ein Mild-Hybrid mit 136 PS. Bis zu sieben Personen finden im SUV Platz. Dann passen noch 259 Liter in den Kofferraum. Mit fünf Sitzen sind es 748 Liter und wird auch noch die zweite Sitzreihe umgeklappt, erhöht sich das Volumen auf 1.815 Liter.
Bei Peugeot ist der 5008 die etwas vergrößerte Variante des 3008, bei Mazda ist der CX-80 der große Bruder des CX-60. Unter der Haube werkelt zum einen ein Plug-in-Hybrid, bei dem ein 2,5 Liter großer Vierzylinder mit einem Elektromotor gekoppelt ist, die gemeinsam 327 PS leisten. Zum anderen hat Mazda einen neuen Sechszylinder-Diesel entwickelt, der 254 Pferde entfesselt. Obwohl der CX-80 unter fünf Meter misst, spendiert Mazda dem SUV eine dritte Sitzreihe. Reihe zwei kann zudem unterschiedlich konfiguriert werden. Entweder, man entscheidet sich für die klassische Dreier-Sitzbank und bekommt einen Siebensitzer. Oder man macht das Häkchen bei den zwei Einzelsitzen. Dann kann man wiederum wählen, ob man einen Durchgang zwischen den Sitzen möchte oder doch lieber eine Mittelkonsole.
Mit fortgeschrittenen Tetris-Fähigkeiten und eventuell etwas Gewalt würde der Fiat Topolino vermutlich in den Kofferraum der eben genannten Raumwunder passen. Der Italiener ist die automobil gewordene Variante eines etwas zu kurzen Cocktailkleides. Italienisches Design trifft Lifestyle und Freizügigkeit, vermisst allerdings jegliche Praxistauglichkeit für den Alltag. Macht nix, dieses Auto macht einfach Spaß. Türen? Wegrationalisiert. Leistung? Ebenfalls. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h ist eher Cruisen angesagt. Außerdem kommen so auch 15-Jährige in den Genuss von vierrädriger Dolce Vita. Großer Vorteil: Dank lokal emissionsfreiem Elektroantrieb und günstiger Unterhaltskosten bleibt der Italienurlaub für jeden Tag reuelos.
Lautloser Südländer
Die Studie des Cupra Tavascan war ein Highlight, deren Serienfertigung niemand erwartet hätte. Damit hat man aber die Rechnung ohne Cupra CEO Wayne Griffiths gemacht, denn die Spanier haben diese einzigartige Herangehensweise angenommen und konsequent umgesetzt. Die Front wird vom leuchtenden Cupra-Logo dominiert. Der Tavascan unterscheidet sich von anderen Elektro-SUVs durch die zahlreichen Lufteinlässe. Die sind aber nicht nur zur Show da, sondern dienen der Kühlung der Akkus. Das Heck trägt in der Lichtleiste ebenfalls ein beleuchtetes Logo. Man kann Cupra zumindest beim Design einen gewissen Avantgardismus unterstellen. Und der endet dankenswerterweise nicht bei der Karosseriegestaltung. Auch der Innenraum des Tavascan ist durchdacht gezeichnet und passt perfekt zum Gesamtkonzept. Alltagstauglich ist er aber auch: 540 Liter Kofferraum sind mehr als angemessen. Erwachsene sitzen auch auf der Rückbank trotz der abfallenden Dachlinie bequem. Diese verbessert so nebenbei massiv die Aerodynamik, was speziell in der Elektromobilität ja durchaus wünschenswert ist.
Dieses Ziel hat auch Audi beim kommenden A6, dessen Luftwiderstandsbeiwert mit 0,22 sensationell niedrig ist. Die Nomenklatur bei Audi wird aktuell ja neu geschrieben. Ungerade Zahlen bekommen einen Verbrenner, gerade einen Elektroantrieb. Der nächste A6 wird also ein Elektriker und bekommt ein, Achtung Wortwitz, spannendes Design. Große 22-Zoll-Räder und kurze Überhänge, die flache Kabine und der dynamische Dachbogen des Avant bestimmen die signifikant sportlichen Proportionen. Besonders in der Seitenansicht wirkt der Audi A6 e-tron monolithisch, wie aus einem Guss. Herzstück der Antriebstechnik des Audi A6 e-tron wird die 800-Volt-Ladetechnik sein. Viel Leistung und kurze Ladestopps sind somit garantiert.
Im Gegensatz zum Audi ist die Modernisierung des Skoda Octavia eher evolutionär. Die aktuelle Generation des Octavia sieht nach wie vor modern aus. Darum hat man das Grunddesign nicht geändert, lediglich etwas nachgeschärft. Neue Stoßfänger vorne und hinten sowie frische Felgendesigns werden nur Kenner bemerken. Auffälliger sind die neu gestalteten Rückleuchten und Scheinwerfer. Diese haben eine modische Zacke und umschließen den Kühlergrill jetzt mehr. Ebenfalls upgedatet ist die Leuchtgrafik mit nun 36 Lichtsegmenten, die sich nach Belieben ein- und ausschalten lassen. Antriebstechnisch gibt sich der Octavia vielseitig. Diesel gibt es nach wie vor, die Benziner dürfen bis zu 265 PS leisten. Den Skoda Octavia gibt es als Kombi und Limousine.
Den VW Passat ausschließlich mit großem Kofferraum. Der Wolfsburger Klassiker gilt für viele als DER Kombi schlechthin. Das hat sich auch in der mittlerweile neunten Generation nicht geändert. Beim großen VW weiß man einfach, was man hat. Gute Verarbeitung, viel Platz und zeitloses Design. Außerdem trumpft er bei der Digitalisierung mit dem riesigen 15-Zoll-Bildschirm und Assistenten mit Chat-GPT-Unterstützung auf. Antriebsseitig gibt es die volle Auswahl zwischen 122 PS Diesel und 272 PS Plug-in-Hybrid mit vielen Zwischenschritten. Allrad ist optional erhältlich, die Doppelkupplungs-Automatik gehört zum Serienumfang.
Insgesamt steht uns einiges ins Haus. Viele neue Gesichter sowie alte Bekannte und wir freuen uns über jeden einzelnen. Denn Vielfalt ist wohl das probateste Mittel gegen Langeweile.