Der neue Ford Capri polarisiert
Irgendwie ist es ja doch ein Ohrwurm. "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt" wurde von unzähligen Künstlern aufgenommen. Capri-Fischer ist der eigentliche Titel des Schlagers. Das Lied soll die Sehnsucht der Deutschen nach dem Süden, der Sonne und dem mediterranen Lebensgefühl vermitteln. Irgendwie passt das auch zum neuen Ford Capri. Das deutsch-amerikanische SUV mit italienischem Namen läuft nämlich in Köln vom Band.
Es sind rund 1.700 Straßenkilometer, die zwischen dem deutschen Köln und der Felseninsel Capri liegen. Dank der über 600 Kilometer Reichweite, die Ford maximal angibt, könnte es der neue Capri allerdings mit nur drei Ladestopps bis an den Golf von Neapel schaffen. Das ist beachtlich. Beachtlich ist auch der Mut, mit dem der amerikanische Hersteller das Elektro-SUV präsentiert. Beim Wiederbeleben erfolgreicher Modellnamen aus der Vergangenheit bewegt man sich auf einem besonders schmalen Grat.
Ford schafft es allerdings, sich auf dieser Messerklinge elegant fortzubewegen. Der Capri war schon früher ein Trend-Modell. Von den späten 60ern bis in die 80er waren sportliche Coupés gefragt wie nie. Es war eine Blütezeit für stilvolle und leistungsstarke Fahrzeuge. Über 40 Jahre später sind es SUVs, die den Markt erobern. Und das vornehmlich elektrisch. Entgegen der Stimmen einiger Traditionalisten hat Ford diesen Namen also sehr intelligent gewählt. Der Capri ist wieder am Puls der Zeit.
Coupé or not Coupé?
Dass man mit dem Zeitgeist geht, beweist die Karosserieform. SUV-Coupés sind im Programm aller möglichen Hersteller zu finden. Warum also nicht auch bei Ford? Im Gegensatz zum Ur-Capri denkt man beim neuen Modell auch an die Familie. Vier Türen dürfen es also sein. Das nach hinten abfallende Dach verleiht dem muskulösen Ford mehr Dynamik. Die Front greift die typische Capri-Optik auf und interpretiert diese modern. Die schmale, in Schwarz gehaltene Frontmaske geht beinahe nahtlos in die LED-Leuchten über. Der Stoßfänger wurde sportlich und bullig gestaltet.
Wie bei den meisten Elektroautos üblich, ist dieser fast gänzlich geschlossen.

Bis zu 627 Kilometer weit kommt man mit der „Extended Range“-Variante mit Heckantrieb. Damit fährt man im Idealfall einmal quer durch ganz Österreich – ohne Ladestopp.
An der Seitenlinie erkennt man wieder die Vorgänger. Die kräftige Schulterlinie und das rund auslaufende hintere Seitenfenster stellen eine Reminiszenz an vergangene Zeiten dar. Und auch am Heck spielt Ford mit dem Retro-Chic. Ein schwarzes Band betont die Breite des Fahrzeugs und beherbergt nicht nur die LED-Rückleuchten, sondern bietet eine Bühne für den Modellschriftzug.
Elektro statt Verbrenner
Natürlich setzt Ford auf ein Antriebskonzept, das in die Zeit passt. Verbrenner sind, zumindest für die Industrie, Schnee von gestern. Die Zukunft ist elektrisch. So auch der neue Capri. Und den gibt es in drei Varianten. In der Basis kommt ein 52-kWh-Akku zum Einsatz. Für Vortrieb sorgt ein 170 PS starker Elektromotor an der Hinterachse. Damit ist eine Reichweite von bis zu 393 Kilometer nach WLTP möglich. Deutlich weiter kommt man mit der „Extended Range“-Variante. Dabei setzt Ford eine 77-kWh-Batterie ein, mit der bis zu 627 Kilometer möglich sind. Hier werden ebenfalls die beiden Hinterräder angetrieben, die Leistung liegt allerdings bei 286 PS.
Für noch mehr Fahrspaß sorgt die Allrad-Version mit 340 PS. In nur 5,3 Sekunden schafft man damit den Sprint von 0 auf 100. Ein Wert, von dem die Vorfahren nur hätten träumen können. Der Allradler beschleunigt nicht nur am schnellsten, er ist auch beim Laden richtig fix. Mit einer Ladeleistung von bis zu 185 kW ist er in nur 26 Minuten von 10 wieder auf 80 Prozent. Dann ist die Batterie bereit für die nächsten 592 Kilometer – im Idealfall.

Den Innenraum kennt man so ähnlich schon aus dem Ford Explorer. Der Capri verfügt wie das Schwestermodell über das Ford SYNC Move genannte, schwenkbare Bildschirmsystem.
Im Interieur hat Ford den Capri klar strukturiert. Grundsätzlich übernimmt er das Design des Explorer. Hinter dem Lenkrad befinden sich die digitalen Armaturen, das Herzstück ist allerdings ein zentraler Touchscreen. 14,6 Zoll in der Diagonale misst der Bildschirm mit dem Namen Ford SYNC Move. Move deshalb, weil er schwenkbar ist. Er dient als Abdeckung für das „My Private Locker“ genannte Ablagefach. Viel Platz bietet nicht nur die Mega-Console in der Mittelkonsole mit 17 Litern, sondern auch der große Kofferraum. Hier passen bis zu 570 Liter hinein, durch Umlegen der zweiten Sitzreihe lässt sich das Volumen auf bis zu 1.510 Liter erweitern.
Ist der Ford Capri ein echter Capri? Das kommt darauf an, wen man fragt. Rein objektiv: ja! Denn er macht es wie seine Vorfahren. Er geht mit der Mode. Früher waren es Sport-Coupés, heute sind es Elektro-SUVs. Mit feschem Design, innovativer Technologie und einer Reichweite von bis zu 627 Kilometern ist er auf jeden Fall bemerkenswert.