Wir fahren ein ganzes Jahr lang Ford
Der Begriff "Kompromiss" hat einen fahlen Beigeschmack. Aber warum eigentlich? Es geht immerhin darum, möglichst vielen Leuten zu gefallen, ohne große Missgunst hervorzurufen. Eine breite Palette an Talenten war noch nie falsch, immerhin sind Gymnasium-Maturanten zurecht stolz auf ihren Abschluss. Von allen relevanten Fähigkeiten ein bisserl was, das ist ein guter Ausgangspunkt für Erfolg. Und wie schaut es beim Thema Auto aus? Auch hier gibt es ein paar Kandidaten, die echt viel können, ohne zu extrem in einzelne Teilbereiche zu gehen. Das beste Beispiel dafür ist der Ford Kuga.
Vielschichtigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Zumindest in dem Segment, das derzeit so beliebt ist, wie kein anderes – das der Kompakt-SUVs. Entgegen der ursprünglichen Idee dieser Karosserieform baut der aktuelle Kuga etwas niedriger auf als viele Mitbewerber und auch als seine Vorgänger. Damit wirkt er den Nachteilen, die so ein SUV eben hat, entgegen.
Da gibt es zum Beispiel die Aerodynamik. Klar ist, dass sich eine höhere Karosserie eher gegen den Wind stellt, als eine flache.Ein Faktor, der die Effizienz des Autos beeinträchtigt. Außerdem geht eine überdurchschnittliche Karosseriehöhe mit einem suboptimalen Schwerpunkt einher.
So geht Dynamik verloren, aber nicht zugunsten von mehr Komfort – quasi eine Lose-lose-Situation. Das hat Ford richtig erkannt und den Größenwahn gestoppt. Ist der Kuga also im Endeffekt gar kein SUV? Doch, sogar ganz eindeutig! Die erhabene Sitzposition und der bequeme Einstieg sprechen eine deutliche Sprache. Der erhältliche Allradantrieb unterstreicht diese Wirkung noch einmal. Passend, dass wir einen neuen Stammgast in unserer GO!-Garage haben.
Rank und schlank
Von außen macht der Kuga also eine recht dynamische Figur. Er drückt seinen sportiven Charakter aber nicht durch übertriebene Lufteinlässe oder der Zurschaustellung diverser Hutzen aus. Ok, die ST-Line, in der unser Exemplar ausgeliefert wurde, macht das vielleicht noch ein bisschen – mit der Faust ins Gesicht geht’s aber auch bei ihm nicht. Nein, der Kuga zeigt Dynamik auf subtilere Art. Durch klares Karosseriedesign, das von einem ordentlich dimensionierten Kühlergrill dominiert wird. Kneift man die Augen zusammen, hat er fast die Form eines Lächelns.
Wie der Herr, so’s Gescherr – als Kuga-Fahrer grinst man nämlich ebenfalls. Im Ford sitzt man, wie bereits erwähnt, erhaben. Man thront aber nicht über den Dingen. Das ist vor allem für Sitzriesen, also Menschen mit langem Oberkörper, ein großer Vorteil. Kleinere FahrerInnen helfen sich via elektrischer Sitzverstellung. Die Sitzmöbel sind aus Leder, das Volant ebenfalls. Das hat, dank der ST-Line, die wir wirklich empfehlen, eine schöne rote Ziernaht. Dahinter werden alle relevanten Informationen über digitale Armaturen angezeigt. Auftrumpfen kann der neue Kuga bei der Smartphone-Integration.
Das Infotainmentsystem Sync 3 beherrscht Apple CarPlay und Android Auto, dazu erlaubt es die Kabelverbindung mit normalem USB und USB-C sowie kabelloses Laden – solch eine Vielseitigkeit verdient Lob. Ebenso wie der Kofferraum: 435 bis 502 Liter fasst das Ladeabteil, je nach Position der verschiebbaren Rückbank.
Unter der Haube bietet der Kuga eine reichhaltige Auswahl an Benzinern, die entweder gar nicht, ein bisserl oder stark elektrifiziert sind. Konkret: Der 1,5-Liter-Dreizylinder leistet 150 PS. Mehr Spannung bringt der von uns gefahrene Vollhybrid. Der 2,5 Liter große Vierzylinder-Benziner mit 152 PS wird von einer E-Maschine mit 92 Kilowatt, also 125 PS, unterstützt. Das ergibt eine Systemleistung von 190 PS. Vollautomatisch wechselt der Antriebsmodus vom rein elektrischen Gleiten bis zum gemischten Fahren – die 1,1 Kilowatt-stunden große Batterie wird dabei während der Fahrt aufgeladen. Vorteil: Man ist sparsam unterwegs, braucht aber im Vergleich zum ebenfalls erhältlichen Plug-in-Hybriden keine Ladeinfrastruktur.
Stufenlos auf Tempo
Die Leistung bringt unser Kuga über ein stufenloses CVT-Getriebe auf alle vier Räder. Eigentlich ist diese Kombination kein Garant für sportliche Meisterleistungen, im Kuga macht sie dennoch Spaß. Ford hat dem extrem robusten und wartungsarmen Getriebe nämlich simulierte Gänge einprogrammiert. Der sogenannte Gummiband-Effekt, bei dem der Motor, gemessen am Vorwärtsdrang, unverhältnismäßig laut aufjault, wird somit vermieden. Außerdem baut Ford – und so will es der liebe Auto-Gott – immer Fahrzeuge mit hohem Spaßfaktor. Genau hier hilft auch die eingangs erwähnte, niedrige Bauhöhe. Durch den tiefen Schwerpunkt stimmt die Querdynamik, dass auch ein – am Papier – kreuzbraves Hybrid-SUV echten Fahrspaß vermittelt.
Gibt es Autos mit mehr Platz? Natürlich. Gibt es schnellere Fahrzeuge? Klar. Und gibt es preiswertere? Ja, die gibt es auch. Aber im Summe seiner Eigenschaften ist der Kuga ein echt rundes Gesamtpaket, das eigentlich alles kann und jeder Situation gewachsen ist. Er ist eben einer für alle.