Ich bin Nummer vier!
Vier, auf neudeutsch auch Four, ist ein recht simpler, vor allem aber kurzer Name für ein Auto mit gewaltiger Erwartungshaltung. Während das konventionelle C-Segment in der Statistik nämlich strauchelt, boomen die elektrischen Kompakten. So soll für die Exilbriten von MG mehr drin sein, als „nur“ Achtungserfolge am heimischen Markt.
Gott schütze uns vor Sturm und Wind und Autos die aus England sind. Der Spruch hat schon einige Semester am Buckel und die Fahrzeuge, die jenseits des Ärmelkanals gebaut werden, sind mittlerweile ganz gut. Außerdem ist anno 2022 nur noch der Markenname britisch, die Autos von Morris Garages stammen nämlich aus dem Reich der Mitte. Warum uns das gefällt? Weil es den grundsätzlich sehr günstigen Preisen von ZS, Marvel und 5 einen nachvollziehbaren Hintergrund gibt. Denn Elektroautos bestehen nun mal aus Chips und Prozessoren und die sind eben nirgends günstiger als in China. Jetzt kommt also der „Vier“, in naher Zukunft am Stammtisch eines beliebigen Meidlinger Beisls vermutlich auch „Vierer Emtschi“, genannte Kompaktklassler.
Fesch ist er ja. Und erfreulich eigenständig. Einzig von vorne könnte man eine gewisse Ähnlichkeit zu einem spanischen Segmentskollegen feststellen - weil dieser aber auch nicht schirch ist, passt das ja. Die Front ist also recht spitz zulaufend, was dem MG eine gewisse Dynamik verleiht. Von der Seite fällt die eingezogene Flanke auf, das Heck wirkt erstaunlich kantig. Und sehr breit. Die Rückleuchten sind Y-förmig und ziehen sich von Schulter zu Schulter. Auffallend ist der zweigeteilte Dachspoiler
MG-innen
Bei MG-innen handelt es sich nicht um korrektes Gendern, sondern einfach nur um den Innenraum des elektrischen Kompakten. Das Cockpit des Vierer ist so simpel wie sein Name. Horizontale Linien, zwei Bildschirme, ein paar Tasten - im Großen und Ganzen wars das. Wir gehen aber ein bisserl ins Detail und erkennen ein stylisches, wenn auch nicht ganz rundes Zwospeichenlenkrad mit charakteristischer Markierung auf 6 Uhr. Stilsicher sind die Luftauslassdüsen, extravagant die Mittelkonsole, die wie ein Wandregal im Raum steht.
Der Entfall eines Getriebetunnels in Verbindung mit dem anständig dimensionierten Radstand sorgt für viel Beinfreiheit für alle Fahrgäste. Ebenfalls zwischen den Achsen hat MG das Batteriepaket geparkt, das es in zwei Versionen gibt. Das Basismodell fasst 51 Kilowattstunden, das einstweilige Topmodell 64 Kilowattstunden. Warum bisherig? Weil MG in naher Zukunft noch eine Allradvariante bringt, das eventuell eine höhere Batteriekapazität hat. Zum Marktstart gibt es den MG 4 Electric mit 125 und 150 Kilowatt, in alter Währung 204 PS. Der E-Motor ist übrigens an der Hinterachse platziert. Heckmotor, 204 PS - das klingt doch recht vertraut. In diesem Kontext ist es durchaus erwähnenswert, dass MG in Asien der wichtigste Joint Venture Partner von Volkswagen ist.
Gib mir WATT
Die Ladeleistung reicht von 117 Kilowatt beim Standard-Modell bis zu 135 Kilowatt bei den höheren Ausstattungen. Damit soll eine Ladung von Zehn auf 80 Prozent in etwa 40 Minuten möglich sein. Genaue Informationen gibt es zu Reichweite: im WLTP-Zyklus soll das Topmodell bis zu 450 Kilometer weit fahren können. Das klingt realistisch, vor allem im Hinblick auf die Akkuperformance der bisherigen MG-Modelle. Bei Langzeittests von MG ZS EV und Marvel R haben unsere Redakteure den angegebenen Verbrauch immer unterboten und sind somit deutlich weiter gefahren, als versprochen.
Das Gesamtpaket des MG 4 liest sich zumindest am Papier sehr harmonisch. Im Endeffekt hängt der Erfolg des Stromers aber vom Preis ab und der ist mit 32.990 Euro, ganz markentypisch, sehr konkurrenzfähig - zumal hier die Förderung noch nicht abgezogen ist. Man darf also gespannt sein.
Die Hardfacts im Überblick
KRAFTSTOFF: Elektrisch
GETRIEBE: Automatik
LEISTUNG: 204 PS
ANTRIEB: Heckantrieb
VERBRAUCH: 16,0 kWh /100km
CO₂ EMISSION: 0 g/km
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT: 160 km/h
0-100 KM/H: 7,9 Sekunden
L/B/H in Millimeter: 4.287/2.060/1.504 (inkl. Spiegel)
BASISPREIS: 32.990,- €