Skoda Octavia neu Front in Fahrt und Skoda Octavia 1. Generation Front in Fahrt
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Gruppensieger

Der Skoda Octavia ist die eierlegende Wollmilchsau

Die Fußball EM war das allesbestimmende Thema in diesem Jahr. Egal, ob man nun eine Affinität zum runden Leder verspürt oder nicht, wir alle haben irgendwie mit unserer Nationalmannschaft mitgefiebert.

Der Skoda Octavia auch auf

Das war nicht immer so. 1996 zum Beispiel, als die Europameisterschaft in England stattgefunden hat, haben die Österreicher maximal von der Seite aus zugeschaut. Gewonnen hat das Turnier damals übrigens Deutschland knapp vor den Tschechen. Letztere waren die Überraschung der Meisterschaft. Was hat das mit einem Automagazin zu tun, werden Sie sich jetzt fragen? Zurecht. Aber die Ereignisse spiegeln sich auch im Automarkt wieder, denn die größte Überraschung liefern die Tschechen mit dem Skoda Octavia. Und mehr noch, denn längerfristig besiegt man damit sogar das übermächtige Deutschland, denn der Skoda Octavia war es, der den VW Golf vom ersten Platz in der heimischen Zulassungsstatistik geschubst hat. Zu dessen Verteidigung sei gesagt, dass der Golf sich den Platz wieder zurückerobert hat. Ein Schlagabtausch an der Spitze, ein deutsch/tschechisches El Classico!

Im GO! Archiv findet sich der Bericht über einen 1999er Skoda Octavia mit 110 PS und, nach damaligen Verhältnissen, Top-Ausstattung. Klimaanlage, Alufelgen und elektrische Fensterheber. Alles, was man auch anno 2024 noch braucht, was vermutlich auch ein Grund ist, dass der erste Octavia noch häufig im aktuellen Straßenbild zu sehen ist. Und trotzdem nimmt man im Zweifelsfall immer den neuen, jüngst noch einmal mit einem Facelift aufgewerteten. Es wäre zwar nicht zwingend notwendig gewesen, trotzdem nehmen wir es wohlwollend zur Kenntnis.

 

Skoda Octavia Front/Seite

Unser Testwagen, hier im tschechischen Mikulov. Sportliche Optik dank Sportline-Ausstattung, sonor klingender Benzinmotor, darauf kann man durchaus stolz sein.

Tschechische Traumdeutung

Fragt man Menschen oberflächlich nach ihrem Traumauto, bekommt man stets zweitürige Sportfahrzeuge oder luxuriöse SUV mit vergleichbar viel Leistung als Antwort. Vertieft man jedoch die Frage, kommen wirtschaftliche Faktoren, Alltagstauglichkeit und auch Platz dazu. Als Primärauto sind auch mehr als zwei Türen gefragt. Ungeachtet dessen muss der Wagen was hermachen und ansprechend sein. Und so kommen wir wieder zum Octavia, der all das verkörpert.

Der erste Begriff, der mir persönlich beim Anblick des Test-Octavias einfällt ist: Besitzerstolz. Ja, der macht wirklich was her, blau und in der Sportline. Die Scheinwerfer sind seit dem Facelift noch ein bisserl schärfer gestaltet. Sie haben eine modische Zacke und umschließen den Kühlergrill nun mehr. Ebenfalls upgedatet ist die Leuchtgrafik. Das Matrixsystem der zweiten Generation vertraut auf 24 Leuchtsegmente, die sich sensorgesteuert ein- und ausschalten. So fährt man permanent mit Fernlicht, blendet aber Entgegenkommende nicht. Das Cockpit des aufgewerteten Octavia setzt auf nachhaltige Materialien und noch mehr Digitalisierung. Der Infotainmentbildschirm ist bis zu 13 Zoll groß. Außerdem vertraut die Sprachassistentin Laura auf Chat-GPT. Soweit, so schön.

Skoda Octavia Cockpit

Auffallend sorgfältig sind die Materialien verarbeitet. Der mittlerweile 13 Zoll große Bildschirm übernimmt einen Löwenanteil der Bedienung. Sprachassistentin Laura versteht uns dank Chat-GPT nun besser.

Als Automagazin mit einem gewissen Hang zur Haptik ist die Digitalisierung aber nur ein Teilbereich eines Autos. Wichtiger ist: Wie fühlt es sich an? Die Sitze, speziell in der gefahrenen Sportline, sind gut geschnitten und schaffen den Spagat zwischen Langstreckentauglichkeit und Seitenhalt, aber auch den zwischen Vernunft und Dynamik. Der Kofferraum fasst im Combi 640 bis 1.700 Liter. Dank Befestigungsschienen bleibt das Gepäck an Ort und Stelle. Das ist auch bitter nötig, denn das Fahrwerk ist sehr gut abgestimmt. Der Octavia hat wenig Seitenneigung bei schneller Kurvenfahrt, trotzdem ist Federungskomfort gegeben. Tatsächlich fällt uns kein Kompaktkombi ein, der sich so ausgewogen fährt. Gruppensieg! Schon wieder.

Scuderia Skoda

Antriebstechnisch gibt sich der Octavia vielseitig. Es sind Diesel- und Benzinmotoren von 115 bis 265 PS erhältlich. Letzterer, also der Octavia RS, ist zwar schnell und cool, aber für den Großteil der Gesamtbevölkerung vielleicht etwas zu extrem. Die Empfehlung gilt ganz klar dem 150 PS Benziner, der sich dank Mild-Hybrid-Unterstützung kräftiger anfühlt, als er ist. Aber ja, diese Kraft, die zeigt sich auch in den Zahlen. 8,5 Sekunden von 0 auf 100. Eine Höchstgeschwindigkeit von 229 kmh. Wir haben eben auch einen nicht zu unterbindenen Fetischismus bezüglich automobiler Sportlichkeit.

Skoda Octavia 1. Generation Front/Seite

Unser Testwagen aus dem Jahre 1999. 110 PS und Top-Ausstattung: Klimaanlage, Alufelgen und elektrische Fensterheber. Viel Platz gab es serienmäßig.

Hat man den nicht, dann kann man ja auf die Sportline verzichten und die gediegene Ausstattungsvariante Selection mit allerhand toller Ausstattungsdetails nehmen. So kostet der Octavia mit absolut ausreichenden 115 PS rund 33.000 Euro. Hmm, 115 PS? Das ist doch vergleichbar mit dem eingangs erwähnten 110 PS Octavia von 1999. 287.999 Schilling hat der damals gekostet. Nach dem Währungsrechner der Nationalbank ergibt das knapp 38.000 Euro nach heutiger Kaufkraft. Relativ gesehen ist der Octavia also billiger und er bietet mehr. Nicht nur die Simply-Clever-Features, sondern auch sicherheitsrelevante Systeme. Und natürlich auch Komfort. Früher war zwar viel besser oder billiger, aber längst nicht alles.

Aus dem Archiv:

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