Der Porsche 911 wird 60 Jahre jung
Der beste Sportwagen der Welt, unsterbliche Ikone, Nonplusultra – der Porsche 911 wird stets mit Superlativen beschrieben und wenn man noch nie einen Elfer bewegen durfte, könnte man ebendiese Lobeshymnen als überzogen wahrnehmen. Sind sie aber nicht. Einmal im Porsche gesessen, brennt sich der Boxer-Sound direkt ins limbische System, die runden Scheinwerfer machen selbiges mit der Netzhaut. Egal, welches Auto man nach der jeweiligen Elfer-Entjungferung starten möchte – es zuckt stets die linke Hand. Der Porsche 911 ist der Inhalt vieler Träume, Motiv einiger Poster und ein plausibler Grund, mal wieder Lotto zu spielen oder länger und intensiver zu arbeiten.
Alles begann am 7. Juli 1948, als im kärntnerischen Gmünd der erste Porsche Sportwagen mit dem Namen 356 vom Produktionsband purzelt. Nein, es ist nicht der 911, aber ein bisserl Patriotismus ist hier durchaus angebracht. Aber nicht zu viel, denn bereits 1950 zieht Porsche ins deutsche Zuffenhausen, wo bis heute der Hauptsitz der Firma beheimatet ist. Im Jahre 1963, also vor genau 60 Lenzen, wird schließlich der Nachfolger des 356 vorgestellt. Er hört auf die Bezeichnung 901. Allerdings nicht lange, denn Peugeot hat jegliche dreistellige Zahl mit einer 0 in der Mitte für sich reserviert. Egal, heißt er eben 911. Elfer klingt außerdem viel cooler als Einser.
Schau mir in die Augen, Kleines!
Der 911 hat in seiner 60-jährigen Karriere nicht nur seinen Namen behalten, sondern auch seine Grundkonstruktion. Die Position des Motors ist seit jeher hinter der Hinterachse, das Aggregat stets ein Sechszylinder in Boxerbauweise. Diese heute einzigartige Anordnung gibt dem Elfer auch seine charakteristische Silhouette, die ebenfalls bis heute besteht. Runde Scheinwerfer geben (fast) jeder Baureihe das typische Porsche-Gschau. Und das wirkt auch auf die Jüngsten unter uns. Es gibt kein Auto, auf das Kinder so reagieren, wie auf einen Porsche. Wo andere Sportwagen zerklüftete Fronten mit bitterbösen Scheinwerfern den restlichen Verkehrsteilnehmern das Fürchten lehren, schaut ein Elfer immer bestimmt, aber freundlich.
So könnte man auch die Alltagseigenschaften des Sportlers beschreiben. Je nach Variante kann sich der stolze Elfer-Pilot das ganze Jahr und zu jedem Anlass auf sein vierrädriges Schmuckstück verlassen. Gepäck? Kann er! Der Legende nach war es Ferdinand Alexander Porsche, dem ältesten Sohn des Firmengründers und Designer des Ur-Elfer, ein großes Anliegen, dass mindestens ein Set Golfschläger in den Kofferraum passt. Der Elfer eignet sich aber auch für den Wintersport – oder zumindest für die Anreise – Allrad steht bei Porschefahrern nämlich hoch im Kurs. Außerdem kann man auch zu viert fahren – wenn die Gäste im Fond klein sind.
Offen, geschlossen oder dazwischen
Heute beeindruckt der Porsche 911 mit unglaublicher Vielfältigkeit. Stand Oktober 2023 kann man beim Porsche-Händler des Vertrauens zwischen 25 verschiedenen Arten, den 911 zu erfahren, wählen. Für Frischluft-Connoisseure bietet der Elfer sogar zwei verschiedene, offene Dachversionen. Das klassische Cabrio und der einzigartige Targa stehen dem geschlossenen Coupé zur Seite. Alltagssportler nehmen den 4S, Rennstreckenenthusiasten bekommen beim GT3 RS feuchte Augen. Beeindruckend ist, dass aber 911er aller Baureihen zu den Stammgästen auf Trackdays zählen. Selbst der gemütlichste Elfer ist im Grunde seines Seins ein echter Sportwagen und lässt sich auch als solcher bewegen. Die Traktion auf der Hinterachse ist dank Heckmotor-Layout unfassbar, die Beschleunigung dadurch noch brutaler. Porsche-PS zählen doppelt, sagt man.
Sie merken, der Porsche 911 begeistert. Nicht nur durch seine Geschichte und auch nicht nur durch seine pure Performance. Er ist ein Rockstar, der im Alter immer besser wird, mit der Zeit geht, auf jegliche Peinlichkeit verzichtet und noch dazu würdevoll mit Lobeshymnen umgeht. Denn die schreibt Porsche nicht selbst, das machen schon wir – mit dem besten Gewissen.