VW California
Freizeit
Country Roads, take me home

Campingfahrzeuge sind voll im Trend.

Fahrzeuge heißen zurecht so - ihr Sinn besteht darin, gefahren zu werden. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel, denn Campingvans erfüllen einen Großteil ihrer Aufgaben im Stehen. Das entbindet sie zwar nicht von den Pflichten eines Autos, lenkt das Hauptaugenmerk aber auf andere Faktoren. Wie schläft es sich, wie kocht es sich - kurz gesagt, wie wohnt es sich im Campingmobil?

Die Auswahl ist groß, außerdem übersteigt die Nachfrage aktuell das Angebot, Denn auf jeden Fernreisenden, der sich die Karibik, die Fidschis und weitere Traumstrände dank Corona abschminken kann, kommt ein möglicher Campingneuling. Und da Gelerntes sich gerne in irgendeiner grauen Zelle in einem Eck des menschlichen Hirns einnistet, stehen die Chancen gut, dass die Notsituation dem Campingsegment, ja der ganzen Campingbranche, auch nachhaltig hilft. Ein Campingplatzbetreiber sagte in einem Interview mit einer großen österreichischen Tageszeitung unlängst, dass die Nachfrage groß ist, vor allem aber betrifft sie alle Altersklassen, die die heimische Landschaft auf Achse entdecken wollen. 

VW California

Wer an einen Campingbus denkt, denkt an einen VW Bus - genauer, an einen California. Seit 1989 tragen die Camper diesen Namen. Seit dem letzten Jahr ist aus dem California eine Modellfamilie geworden, die zwei Segmente bedient. Das klassische Modell basiert, wie gehabt, auf dem Bulli. Der mittlerweile VW T6.1 genannte Bus eignet sich hervorragend für Langstrecken und ist auf Wunsch auch mit Allrad ausgestattet, was ihn auch für Ausflüge abseits asphaltierter Straßen wappnet. Außerdem wurde er erst letztes Jahr einem Facelift unterzogen, bei dem die Optik ein Bisserl gestrafft und die Technik modernisiert wurde. Den T6.1 California gibt es in drei verschiedenen Versionen: Beach, Coast und Ocean. Der Unterscheid ist schnell erklärt - der Beach hat serienmäßig keine Küche und ein manuelles Aufstelldach, der Coast hat zusätzlich eine Küche. Das Topmodell Ocean stellt sein Dach elektrohydraulisch auf und verfügt außerdem über eine Doppelverglasung. 

Das Cockpit des California ist seit der Bus-Überarbeitung kantiger und moderner. Ausserdem bietet es neben einem digitalen Fahrerinformationssystem auch neue Möglichkeiten der Smartphoneintegration. Die funktioniert drahtlos oder über USB-Typ C. Außerdem bietet der T6.1 auch eine Haushaltssteckdose unter dem Fahrersitz. Die Lenkung arbeitet jetzt elektromechanisch, was viele Assistenzsysteme, unter anderem Spurhalteassistenten und Parkpilot, ermöglicht. Ganz wichtig zu erwähnen ist hier der Seitenwindassistent, der serienmäßig an Bord ist. Mit der neuen Lenkung fährt sich der T6.1 noch PKW-hafter, als er es vorher ohnehin schon tat. Aber zurück zum Wohnen - und zum Anstecken: Denn ganz zeitgemäß gibt es an allen erdenklichen Enden und Ecken USB-Steckdosen sowie Haushaltssteckdosen. Gespeist werden die von zwei 150 Ah starken Zusatzbatterien. Doch nicht nur Smartphones müssen ihre Batterien aufladen, sondern auch Menschen und das tun sie am besten in einem der zwei Betten. Die untere Liegefläche ist 1,14 mal 1,95 Meter groß, die obere im Hochbett misst 1,20 mal 2 Meter.

Gut, schlafen kann man im „normalen“ California, duschen nicht. Der, auf dem VW Crafter basierende, Grand California bietet eine Nasszelle, die Dusche, Waschbecken und Toilette beheimatet. Ganz ehrlich - es ist ein riesiger Komfortgewinn. Viele Campingplätze haben mittlerweile hervorragende Sanitärräume, aber daheim ist es doch am schönsten - selbst wenn das Daheim auf vier Rädern steht. Gegenüber der Nasszelle befindet sich übrigens die voll ausgestattete Küche. Unter dem Herd und dem Waschbecken findet sich genug Stauraum für Geschirr. Außerdem ist auf der Stirnseite ein großer, ausziehbarer Kühlschrank mit Gefrierfach, der sowohl von außen wie auch von innen leicht erreichbar ist. Auf der Außenseite des Küchenblocks befinden sich auch sehr praktische Steckdosen und USB-Slots, die für die Benutzung von Außen gedacht sind.

Auch beim Grand California gibt es zwei verschiedene Versionen - den 600er und den 680er. Die Zahlenangaben beziehen sich auf die Größe, der 600er ist knapp sechs Meter lang, aber dank Alkovenartigem Dach über drei Meter hoch - auch hier hat VW an den Seitenwindassistenten gedacht. Der große Bruder ist exakt 6,8 Meter lang, aber fast 30 Zentimeter niedriger. Während letzterer ein großzügiges Bett mit 1,7 mal 2 Metern bereitstellt, schläft man im kleineren Grand California auf 1,4 mal 1,95 Metern. Dafür gibt es ein Kinderbett im vorderen Hochdachteil.

Ford Transit Custom Nugget

Doch nicht nur VW kann Campingvans bauen, auch Ford mischt mit seinem Nugget munter in der aufstrebenden Szene mit - und besticht durch sein Küchenlayout. Die L-Form der Küche garantiert bei ausgefahrenem Hochdach und der dadurch entstehenden Raumhöhe ein Kocherlebnis, das dem in der Küche daheim um wenig nachsteht. Eine Abwasch, die au einem 42 Liter großen Frischwassertank gespeist wird, ein Gasherd mit zwei Kochstellen und ein großer Kühlschrank - klingt nach vollwertiger Küche und nicht nach einem halbgaren Kompromiss. Ebenfalls von der großzügigeren Sorte ist das Bett im Aufstelldach - 1,4 mal 2 Meter. Für einen Familienurlaub kann auch der Sitzbereich zu einem 1,35 mal 2 Meter Bett umgeklappt werden - dann hat man seine Füße aber praktisch unter dem Spülbecken der Küche. Vorteil des Ford-Konzepts ist, dass die Küche auch bei ausgeklapptem Bett von der seitlichen Schiebetür betreten werden kann.

Der Nugget gibt einem aber auch das Gefühl, den Alltag damit meistern zu können - also den Automobilen Alltag. Zum einen spricht der Verbrauch dafür - sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer sind eine Ansage, die auch eingehalten wird. Dazu erfreut der 130 PS Motor mit ordentlich Durchzug und gutem Ansprechverhalten. Zum anderen auch die Karosseriehöhe mit eingeklapptem Aufstelldach von rund 205 Zentimeter - er passt also auch in eine durchschnittliche Parkgarage. Wer darauf weniger Wert legt, könnte auch mit dem Nugget Plus Vorlieb nehmen, der bietet nämlich ein echtes Hochdach. 2,8 Meter misst der stattliche, bei Westfalia gebaute Kölner dann in der Höhe. Ein Plus gibt es jedoch nicht nur in den Abmessungen, sondern naturgemäß auch beim Platz. Allein die Liegefläche wächst auf 2,1 Meter Länge. Das Längenwachstum spürt man aber nicht nur im „ersten Stock“ auch das Erdgeschoß bekommt ein Zimmer mehr. Wo beim normalen Nugget nach der Küche die Kofferraumklappe kommt, gibt es im „Plus“ eine Toilette. Zwar handelt es sich nicht um eine vollwertige Nasszelle, aber für die Katzenwäsche reicht der Raum mit Klappwaschbecken durchaus.

Mercedes-Benz Marco Polo

Ganz traditionsbewusst geht es bei Mercedes-Benz feiner zu, der Stern am Kühlergrill verpflichtet immerhin. Außerdem geht es bei den Stuttgartern schnell zu. Eventuell durch die Erfolge in der Formel 1 beflügelt, beschleunigt der auf der Mercedes-Benz V-Klasse basierende Marco Polo auf Wunsch in gut Acht Sekunden auf Tempo 100. Ja, es handelt sich immer noch um einen Camper, aber um einen besonders flotten. Maximal sind 215 Kilometer pro Stunde drin und um den längsdynamischen Fähigkeiten Tribut zu zollen, gibt es optional ein Sportfahrwerk mit 1,5 Zentimeter Tieferlegung. Um diese dynamischen Talente zu untermauern, wurde bei der jüngsten Überarbeitung des Nobel-Campers der vordere Lufteinlass verbreitert und der Stern darüber vergrößert - immerhin soll ja jeder gleich sehen, mit welchen Prunkstück man auf dem Campingplatz vorfährt. 

Auch der Innenraum des Marco Polo entsteht in der wunderschönen Ortschaft Rheda-Wiedenbruck, in der Campingspezialist Westfalia beheimatet ist. Dort geht man mit der Zeit und verbaut ein Bluetooth-Element, mit dem man beispielsweise mit dem Smartphone Musik abspielen kann, ohne das man an der Zündung des Mercedes spielen muss. Das Cockpit ist ganz Mercedes-like einwandfrei, die Sitzposition sowieso und der auch der restliche Innenraum kann sich sehen lassen. Die Küche spielt mit einem Zweiflammen-Gasherd, einer Abwasch und einer 40 Liter Kühlbox alle Stückerl. Auch das Bett ist mit 2 Metern mal 1,1 Metern ordentlich bemessen und dank dicker Matratze und Tellerfederung auch sehr komfortabel. Für Technikbegeisterte hat Mercedes noch ein Ass im Ärmel - auf dem letztjährigen Genfer Autosalon präsentierte die Marke mit dem Stern eine V-Klasse mit Elektroantrieb und 400 Kilometern Reichweite, deren Serienfertigung bereits beschlossene Sache ist. Ein elektrischer Marco Polo? Mit ein bisschen Daumendrücken könnte das schon bald Realität werden.

MAN TGE

Auf VW-Basis, aber mit einer ganz anderen Herangehensweise als die VW-Kollegen, ist der MAN TGE Camper. Wobei von einem Camper zu sprechen, wäre fast untertrieben. Hier werden sogenannte Cargo-Clips an den Wänden verbaut, die den Camper komplett Modular machen. Unter der Woche ist der MAN TGE ein beruflich genutzter Kastenwagen, am Wochenende ein vollausgestatteter Camper. An den Wänden kann man Werkstatt- und Transportausrüstung ebenso wie Gampingmodule anbringen. Von der Sitzgelegenheit über Sanitätmodule, eine Küche oder Hängeschränke - die Möglichkeiten sind unzählig. Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist der Werkstoff - alle Einbauten bestehen aus ökologischem Buchenholz und erfüllen sogar die Kinderspielzeugnorm EN71-3. Nicht nur gut zur Natur, sondern auch gut in der Natur - mit dem Allradantrieb kommt man stets voran.

Campingboxen

Mit einem ähnlichen Grundgedanken, wie die Macher des MAN ihn hatten, gehen auch verschiedenste Campingbox-Campingbox-Herstellen an die Sache heran. Aus einem Kleinbus oder Kastenwagen kann ohne viel Aufwand ein Camper gemacht werden. Das Prinzip ist immer gleich - eine perfekt zugeschnittene Box kommt in das Heck des gewünschten Autos, die Fondsitzbank wir umgeklappt - fertig ist das Wohnmobil. Die Boxen bringen in der Regel ein Bett, eine kleine Kocheinrichtung mit fließendem Wasser, einen Gaskartuschenkocher, eine Kühlbox und allerhand Laden und Verstaumöglichkeiten mit. Ganz schön praktisch

Ford Transit Campingbox

Für beinahe jedes Auto, genügend Platz vorausgesetzt, lässt sich eine Campingbox  anfertigen. Praktisch: Ist die Box einmal gepackt, kann man eigentlich auf nichts mehr vergessen.