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Zieh den Stecker!

So wird's jetzt was mit Elektro – Teil 2

Warum Elektro in Österreich jetzt wirklich durchstarten kann und die vielleicht skeptischsten unter uns überzeugt werden.

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Für Reisende

Der vollelektrische Lohner Porsche von 1899 hatte eine Reichweite von etwa 50 Kilometern. Und ehrlich gesagt, hat sich hier ein ganzes Jahrhundert lang recht wenig getan.Vor gut 20 Jahren hat sich Mitsubishi zum Elektroantrieb bekannt und den i-MiEV auf die Straße gebracht – mit einer theoretischen Reichweite von 150 Kilometern. Nach NEFZ, ein Berechnungszyklus, der nicht mit der heutigen WLTP vergleichbar ist. Realistisch waren da gut 90 Kilometer. Beachtlich für das erste Elektroauto in Großserienproduktion, allerdings haben aktuelle Plug-in-Hybride eine höhere, rein elektrische Reichweite.

Mitsubishi i-MiEV

Im Jahr 2010 macht der i-MiEV die Elektromobilität für den Alltagsverkehr wieder zum Thema. 15 Jahre später wissen wir: Mitsubishi hatte recht.

Anno 2025 gibt es eine ordentliche Anzahl an Autos, die weiter als 700 Kilometer mit nur einer Akkuladung kommen. Der bei uns nicht erhältliche Lucid Air Grand Touring fährt nach WLTP ganze 960 Kilometer weit. Der Mercedes-Benz EQS kommt auf derer 785. Aber auch diesseits der 100.000 Euro gibt es Autos mit enormen Reichweiten.

In der Long-Range-Version bringt der französische Komfortgleiter DS N°8 einen Akku mit 97,2 kWh nutzbarer Kapazität mit, der für bis zu 750 Kilometer WLTP-Reichweite sorgt. Selbst in der Allradvariante sind noch beeindruckende 688 Kilometer drin. Auf der Autobahn bei konstanten 120 km/h lassen sich damit realistische 500 Kilometer am Stück fahren.

Das entspricht der Strecke von Wien nach Innsbruck. Oder von Paris nach Nizza. In jedem Fall eine Distanz, bei der viele Verbrenner längst an die Tankstelle rollen würden. Gleichzeitig bleibt der DS erstaunlich sparsam. Ein Durchschnittsverbrauch von rund 15,9 kWh pro 100 Kilometer zeigt, wie effizient das Fahrzeug mit seiner Energie umgeht.

DS N°8

Komfortabel und Reichweitenstark: Der DS N°8 schafft bis zu 750 Kilometer ohne Ladestopp. Mit Autobahntempo sind immer noch über 500 Kilometer drin.

Während der DS N°8 in Sachen Reichweite punktet, zeigt der Smart #5, dass Ladegeschwindigkeit das nächste große Thema im Elektrozeitalter ist. Das kompakte SUV mit überraschend viel Platz im Innenraum setzt auf eine 800-Volt-Architektur in der Top-Version und einen 100-kWh-Akku, der es in sich hat. Mit über 400 kW Ladeleistung gehört der Smart #5 zu den absoluten Schnellladern. Von 10 auf 80 Prozent geht es in nur 15 Minuten. Selbst wer nur eine kurze Pause einlegt, kann so in wenigen Minuten mehrere hundert Kilometer Reichweite nachladen.

Auch in der Basisversion mit 74-kWh-Akku und 400-Volt-System sind noch 150 kW Ladeleistung möglich, was immer noch Ladezeiten von knapp 30 Minuten für 0 bis 80 Prozent bedeutet. Kombiniert mit einer realistischen Reichweite von rund 550 Kilometern nach WLTP ist der Smart #5 damit ebenfalls langstreckentauglich. Besonders clever: Die Ladeleistung bleibt auch bei höherem Akkustand stabil, sodass man nicht schon nach kurzer Zeit Ladeeinbußen hinnehmen muss.

Smart #5 Brabus

Lademeister: Der Smart #5 lädt mit bis zu 417 kW – wenn es denn die Ladesäule erlaubt. In gerade einmal 15 Minuten lädt er von 10 auf 80 Prozent.

Österreich hat in Sachen Ladeinfrastruktur in den letzten Jahren einen Turbo gezündet. Im Juni 2025 existieren laut Bundesverband Elektromobilität Österreich bereits über 31.600 öffentlich zugängliche Ladepunkte im ganzen Land. Das ist viel, besonders, wenn man drei bis vier Jahre in die Vergangenheit blickt. 2021 waren landesweit knapp 7.700 öffentliche Ladestationen registriert. Besonders beeindruckend ist der Anteil der Schnell- und Ultraschnelllader: Rund 4.600 Ladepunkte bieten 23 bis 150 kW, während mehr als 2.200 Ladepunkte schon über 150 kW Ladeleistung liefern.

Dazu kommt ein Förderpaket. Mit dem "eCharge"-Programm fließen allein 2025 rund 260 Millionen Euro in den Ausbau, 2026 folgen weitere 220 Millionen plus ein Sondertopf von 30 Millionen Euro speziell für den ländlichen Raum. Das Ziel der Bundesregierung ist klar formuliert: 95 Prozent der Bevölkerung sollen bis 2030 innerhalb von zehn Kilometern einen Schnellladepunkt erreichen können.

Die Verteilung zeigt, dass auch ländliche Regionen profitieren: In Niederösterreich stehen aktuell über 6.700 Ladepunkte, Wien folgt mit knapp 3.800, und sogar im Burgenland gibt es mittlerweile mehr als 1.300 Ladepunkte. Das Resultat ist spürbar, denn selbst auf langen Routen durchs Mühlviertel oder quer durch die Steiermark wird Reichweitenangst zunehmend zur Randnotiz.

Ford Puma Gen-E

Der Aufbau eines Elektroautos kommt Reisenden zugute. Durch den Wegfall von Auspuff und Tank ist der Kofferraum in der Regel tiefer und damit auch voluminöser. Der Ford Puma schafft bereits beachtliche 456 Liter, der elektrische Puma Gen-E schluckt unfassbare 523 Liter bei hochgeklappter Rückbank.

Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt ein ähnliches Bild – nur größer, bunter und oft ungleichmäßiger. Im Sommer 2025 zählt Europa über eine Million öffentliche Ladepunkte. Ein Meilenstein, der Ende 2024 erstmals erreicht wurde. Genauer gesagt sind es gut 1.005.000 Ladepunkte, davon rund 833.000 AC-Lader für das gemächliche Laden im Alltag und etwa 171.000 DC-Schnellladepunkte für die flotte Langstrecke.

Besonders dynamisch wächst der Bereich der Hochleistungslader. Ein Zuwachs von über 50 Prozent allein im letzten Jahr macht klar, wohin die Reise geht: weg vom "Über-Nacht-Laden" hin zu einem Erlebnis, das dem klassischen Tankstopp immer ähnlicher wird. Angetrieben wird dieser Boom auch durch die AFIR-Verordnung der EU. Sie schreibt vor, dass entlang des europäischen Fernverkehrsnetzes alle 60 Kilometer eine Schnellladestation mit mindestens 150 kW Ladeleistung stehen muss – und das schon bis Ende 2025. Bis 2027 sollen diese Knotenpunkte sogar eine Gesamtleistung von 600 kW bieten.

Außerdem gibt es einen Vorstoß hin zu mehr Transparenz. Die Spark-Allianz, gestartet im Frühjahr 2025, vereint Player wie Ionity, Fastned, Atlante und Electra. Ziel: ein nahtloses Ladeerlebnis an über 11.000 Ladepunkten in 25 europäischen Ländern.

Für Nachhaltige

Neben finanziellen Erleichterungen und Beschleunigungsorgien dürfen wir aber nicht auf das zentrale Thema der Mobilitätswende vergessen: Nachhaltigkeit. So viel ist sicher: Wir müssen Treibhausgase reduzieren, und im motorisierten Individualverkehr funktioniert das eben am besten mit der Elektromobilität.

Volvo EX30

Der Volvo EX30 hat über seinen ganzen Produktlebenszyklus einen niedrigen CO2-Fußabdruck. 25 Prozent des verwendeten Aluminiums und 17 Prozent des Stahls sind recycelt. Die Kunststoffe bestehen ebenfalls zu 17 Prozent aus Rezyklat. Zudem ist der Volvo EX30 so konzipiert, dass er am Ende seines Lebenszyklus zu 95 Prozent wiederverwertet werden kann.

Aus ökologischer Sicht ist der Hauptvorteil offensichtlich: weniger Emissionen. Ein Elektroauto produziert während der Fahrt kein CO2, keine Stickoxide und auch keinen Feinstaub durch Verbrennung. Gerade in Städten ist das ein Gamechanger. Studien des Fraunhofer-Instituts zeigen, dass ein durchschnittliches E-Auto über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg – also von der Produktion bis zur Verschrottung – rund 60 Prozent weniger Treibhausgase verursacht als ein vergleichbarer Benziner.

Nehmen wir als Beispiel den CO2-Fußabdruck über einen kompletten Produktlebenszyklus von 200.000 Kilometern. Ein Verbrenner stößt hier im Durchschnitt 35 bis 39 Tonnen CO2 aus. Beim Volvo EX30 sind es vergleichsweise schmale 23 Tonnen. Und je grüner der Strommix wird, desto größer wird dieser Vorteil. Wer also sein Auto mit selbsterzeugtem Solarstrom füttert, fährt praktisch auf Sonnenstrahlen.

Auch aus energetischer Sicht sind E-Autos echte Effizienzmonster. Während ein Verbrennungsmotor rund 70 Prozent der zugeführten Energie in Wärme umwandelt, verwandelt ein Elektromotor über 90 Prozent der elektrischen Energie in Vortrieb. Die aktuell effizientesten Motoren stammen übrigens aus Deutschland und werden unter anderem in Audis Q4 e-tron verbaut. Der E-Motor mit der Kennung APP550 hat einen Wirkungsgrad von über 95 Prozent. Mit anderen Worten: Beim E-Auto geht fast nichts verloren. Doch Elektromobilität ist nicht nur sauberer, sondern auch leiser. Weniger Lärm bedeutet weniger Stress für Menschen, Tiere und – seien wir ehrlich – auch für uns selbst.

Audi Q4 e-tron

Die Motoren im Audi Q4 e-tron sind die weltweit effizientesten Elektroantriebe in Serienproduktion. Ein Wirkungsgrad von 95 Prozent, maximal sind es sogar 97 Prozent, ist einzigartig.

Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Die Herstellung der Batterien ist ressourcenintensiv, und der Abbau von Lithium, Kobalt und Nickel ist alles andere als unproblematisch. Aber auch hier bewegt sich viel: Moderne Recyclingverfahren können mittlerweile bis zu 95 Prozent der Rohstoffe zurückgewinnen, und ausgediente Batterien erhalten oft ein zweites Leben als stationäre Speicher für erneuerbare Energien.

Nachhaltigkeit ist also nicht nur ein Marketing-Slogan, sondern zunehmend gelebte Praxis. Und dann ist da noch der Innovationsschub. Elektromobilität ist kein isoliertes Phänomen, sondern der Startschuss für ein ganzes Ökosystem. Intelligente Netze, Carsharing-Modelle, E-Bikes, induktives Laden. Die Elektromobilität ist kein Allheilmittel, aber ein mächtiger Hebel im Kampf gegen den Klimawandel.

Für Patrioten

Mit mehr Nachhaltigkeit sorgt man für ein gesteigertes Wohlbefinden auf der ganzen Erde. Und etwa 84.000 Quadratkilometer davon formen unser schönes Österreich. Hervorzuheben ist hier, dass Klimaschutz und nationale, wirtschaftliche Interessen durchaus kompatibel miteinander sind. Zum einen hat jedes Land, das seine Klimaziele nicht erreicht, mit horrenden Strafen zu rechnen. Zum anderen tun sich mit der Mobilitätswende auch wirtschaftliche Chancen auf.

Österreichische Post Maxus eDeliver 3

Die Post bringt allen was. Und zwar auf leisen Sohlen. Mehr als 1.600 Elektrofahrzeuge in Gelb sind österreichweit unterwegs.

Laut Studien von Fraunhofer Austria, TU Wien und Smart Mobility Power könnte die vollständige Umstellung auf E-Mobilität bis 2030 in der Automobilbranche eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 19 Prozent bringen. Das entspricht etwa 645 Millionen Euro jährlich. Zusätzlich sollen so 7.300 neue Arbeitsplätze allein in der Fertigung von Fahrzeugkomponenten geschaffen werden. Für den Ausbau der Ladeinfrastruktur kämen noch einmal etwa 1.000 zusätzliche Beschäftigte hinzu. Diese Zahlen belegen eindrücklich: Elektromobilität ist ein Wirtschaftsmotor, der längerfristige Stabilität und Wachstum sichern kann.

Moon Power Ladesäule

Moon Power hat ein ganz besonderes Hauptquartier: Die Mooncity in Salzburg ist das Kompetenzzentrum für alle Fragen, die die Elektromobilität aufwirft.

Die Automobil- und Zulieferindustrie macht einen jährlichen Bruttowertschöpfungseffekt von rund 40,1 Milliarden Euro aus und sichert 430.000 Arbeitsplätze in Österreich. In allen Szenarien des Mobilitätswandels bleibt klar: Technologieoffenheit ist entscheidend. Elektromobilität darf nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss als Teil eines vielfältigen Technologiespektrums gefördert werden, um Arbeitsplatzverluste und Wertschöpfungsrückgänge abzuwenden.

Für Unentschlossene

Muss man aus all diesen Gründen auf den vollelektrischen Zug aufspringen? Nein, denn man soll bitte fahren, womit man sich am wohlsten fühlt. Aber ein bisserl am lokal emissionsfreien Auspuff schnuppern, obwohl man nicht auf den Verbrenner verzichten möchte, ist immer einfacher. Hybride, speziell jene mit Stecker, können vollelektrische Autos zumindest im alltäglichen Betrieb ersetzen.

Plug-in-Hybride sind längst nicht mehr die Kompromisslösungen, als die sie noch vor ein paar Jahren galten. Moderne Modelle vereinen die Alltagstauglichkeit eines Verbrenners mit der emissionsarmen Mobilität eines Elektroautos. Und genau das macht sie im österreichischen Verkehr zu echten Alleskönnern. Die meisten Pendelstrecken in Österreich – ob vom Wiener Speckgürtel ins Büro, von Linz nach Wels oder in Graz quer durch die Stadt – lassen sich heute problemlos rein elektrisch fahren. Moderne Modelle schaffen im reinen E-Modus oft über 100 Kilometer Reichweite.

Volkswagen Golf eHybrid

Der Golf eHybrid ist die eierlegende Wollmilchsau. Er fährt über 100 Kilometer rein elektrisch, kann dynamisch bewegt werden, fühlt sich aber im klassischen Verkehrsalltag am wohlsten.

Ein Paradebeispiel ist der aktuelle VW Golf eHybrid, der laut WLTP bis zu 143 Kilometer ohne einen Tropfen Benzin zurücklegt. Kombiniert mit einer Ladeleistung von bis zu 11 kW AC oder sogar 50 kW DC ist er im Handumdrehen wieder einsatzbereit. Damit fährt man im Alltag fast wie mit einem reinen Stromer. Auch sportlich orientierte Fahrer kommen auf ihre Kosten: Der Golf GTE bringt satte 272 PS auf die Straße und schafft dennoch bis zu 131 Kilometer elektrische Reichweite.

Richtig genutzt, also regelmäßig geladen, reduzieren Plug-in-Hybride den CO2-Ausstoß im Vergleich zu reinen Benzinern deutlich – oft um bis zu 60 Prozent im Kurzstreckenbetrieb. Zudem sind ihre Akkus kleiner als bei reinen Elektroautos, was die Produktion ressourcenschonender macht.

Auch in puncto Kosten können sie überzeugen. Strom ist deutlich günstiger als Benzin, und durch die Entlastung des Verbrennungsmotors sinken langfristig die Wartungskosten. Kein Wunder also, dass die Zulassungszahlen hierzulande durch die Decke gehen. Zwar steigen auch die Verkäufe reiner Elektroautos, doch Plug-in-Hybride wachsen besonders stark – weil sie in der Praxis eben den perfekten Kompromiss bieten.

Toyota Prius Plug-in-Hybrid

Selbst der Toyota Prius, der seine Karriere ohne Stecker begonnen hat, vertraut bei der aktuellen Generation ausschließlich dem Plug-in-Hybrid-Antrieb.

Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Wer seinen Plug-in-Hybrid nicht regelmäßig lädt, verschenkt nicht nur Effizienz, sondern auch den Umweltbonus. Studien zeigen, dass viele Fahrer ihre Fahrzeuge zu selten an die Steckdose hängen. Dann fährt der PHEV schlicht als schwerer Benziner durch die Gegend. Hier gilt also der Leitspruch: Wer öfter lädt, spart länger Geld.

Am Ende des Tages kommen wir nicht an der Elektromobilität vorbei. Ob man denn möchte, oder nicht. Tatsächlich gibt es aber auch fast keine rationalen Gründe, die gegen die Elektromobilität sprechen. Und die wenigen Flecken auf der an sich sehr weißen Weste verschwinden peu à peu. Dafür legen wir als Fachmagazin unsere Hand ins Feuer.

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