Camping erlebt 2021 eine Renaissance.
Es war einst im Jahre 1885 in Großbritannien: Ein Brite namens Gordon Staples hatte den Drang nach Freiheit und kreierte den ersten Camper seiner Zeit. Damals noch von Pferden gezogen, verkörperte der sogenannte „Wanderer“ den gleichen Zweck wie heute, und zwar die Aufbruchsstimmung und die Entdeckerlust der Menschen. Das automobile Camping war geboren.
Heute, fast 140 Jahre später, ist Camping und das sogenannte Caravaning umschwärmter als je zuvor. Die Zahlen im Jahre 2020 von rund 2.969 neu zugelassenen Wohnwägen in Österreich verdeutlichen das. Dies entspricht laut Statista einem Zuwachs von rund 74 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Tendenz weiter rasant steigend.
Geschmäcker sind verschieden, Campingplätze auch
Zuerst sei gesagt: Egal ob „Lonely Wolf“ oder gesellschaftsliebender Gruppenveranstaltungsfanatiker, beim Camping gibt es für jeden Geschmack das Richtige. Denn vom einsamen, simplen Campingplatz bis hin zur Erlebniswelt für die Sinne ist in Österreich alles vorhanden.
Thomas Mehlmauer, Präsident des Österreichischen Campingclubs erläutert: „Österreich hat viel zu bieten. Wir haben rund 600 Campingplätze und das Campingangebot reicht wirklich von bis. Der eine möchte es mehr Naturverbunden haben, der andere möchte mehr Komfort oder vielleicht sogar einen gewissen Touch von Luxus. Wenn man etwas sucht, was typengerecht ist, wird man auf jeden Fall fündig.“
Zur breiten Palette der Möglichkeiten zählen zum Beispiel Campingplätze am See oder in der Nähe eines Berges, Campingplätze an Radrouten, Plätze, die naturbelassener sind oder jene, die komforttechnisch aufgrund ihrer Infrastruktur viel bieten, wie beispielsweise Restaurants, Kinder- oder Sportanimation. Auch Wellnessbereiche sind an Campingplätzen keine Seltenheit mehr.
Neben den klassischen Campingplätzen gibt es laut Mehlmauer auch immer mehr offizielle Stellplätze, die zur Verfügung stehen. Diese dienen als Parkplätze für Wohnmobile, um ein paar Stunden Pause zu machen oder sogar die Nacht zu verbringen, bevor man die weitere Reise antritt. Campingkaiser ist wie auch in den letzten Jahren das Bundesland Kärnten, gefolgt von Tirol und dem grünen Herzen Österreichs – der Steiermark.
Nicht ohne meinen Camper
Auch in diesem Jahr werden sich die Reiseeinschränkungen vermutlich positiv auf die Campingbranche auswirken, denn mit einem Wohnmobil mit eigener Küche und Dusche ist man autark. Die wählbaren Reiseziele scheinen so wandelbar wie die Wohnmobile selbst zu sein. Die Idee, komplett frei, unabhängig und mobil zu sein, kann in unterschiedlichsten Ausprägungen gelebt werden. Ähnlich wie der Bestand an klassischen Wohnwagen, die bereits ab rund 20.000 Euro erhältlich sind, steigt auch der Markt und die Möglichkeiten an Wohnmobilen stetig an. Der Trend 2021 geht laut Mehlmauer in Richtung kompakte Wagen, wie zum Beispiel Kastenwagen, die ausgestattet sind wie Campingwagen.
Ein gutes Beispiel dafür: der VW Caddy California. Der beliebte Hochdachbestseller ist nun auch als Wohnmobil erhältlich. Praktisch kompakt, muss man aber mit dem Caddy California keinesfalls Einbußen hinsichtlich des Platzes hinnehmen. Das ausklappbare, zwei Meter lange und 1,07 Meter breite Bett mit komfortablen Tellerfedern und einer hochwertigen Matratze lassen die Rücken der Camper aufatmen, denn auch nach mehreren Nächten fühlt man sich keinesfalls gerädert. Genau diese Art des Bettes findet man auch im weitaus größeren Bulli-Bruder T6.1 California oder Grand California. Optional kann man den VW Caddy auch aufrüsten und ein 1,4 Quadratmeter großes Panoramadach inklusive Verdunklungsmöglichkeit dazu bestellen. Gegen Aufpreis gibt es im Caddy sogar eine kleine Küche mit intelligent integriertem Gaskocher, Besteckschublade und ausziehbarem Staukasten. Spannend sind auch die herausnehmbaren Stautaschen an den hinteren Fahrerhaustüren gestaltet, denn sie dienen nicht nur als Zwischenlager für Utensilien, sondern auch, um jene Fenster zu verdunkeln.
Wer den unabhängigen Roadtrip-Gedanken liebt, wird auch mit diesem Modell mehr als glücklich sein. Um noch mehr Spontanität für Gäste zu gewährleisten, setzt beispielsweise Ford mit dem Custom Nugget auf zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten in Form eines großen Aufstelldachs. Bis zu vier Schlafmöglichkeiten sind somit gewährleistet, seitliche Fenster und ein integrierter Mückenschutz für ruhige, erholsame Nächte inklusive. Eine dimmbare LED-Leselampe sorgt auch in den späten Stunden für Lesekomfort. Durch eine wasserdichte, massive Verbundplatte mit integrierter Schaumisolierung, ist auch die konstante Temperatur im Innenraum gegeben. Passend zum großzügigen Innenbereich ist auch die Küche mit unerwarteten Stauräumen ausgestattet, sowie jeder Menge Arbeitsflächen.
Für ein Auto dieser Größe verlangt der Fahrkomfort keine Kompromisse. Um es kurz und bündig zu sagen: Er fährt sich fantastisch, sodass auch Fahranfänger kein Herzrasen bekommen müssen. Und noch eine gute Nachricht als faktische Kirsche am Eis: Bis zu sieben Prozent Kraftstoffeinsparung ist möglich. Warum? Die Aufstelldachmöglichkeit des Custom Nugget ist gegenüber der Hochdachversion aerodynamischer.
Interview Thomas Mehlmauer - Präsident des Österreichischen Camping Clubs (ÖCC)
„Ich würde meinen, dass Camper schon einige Attribute haben, die andere Urlaubsformen nicht mitbringen – zum einen das Freiheitsgefühl, die Lebenslust und die Flexibilität. Beim Campen ist man im eigenen Haus auf 4 Rädern unterwegs, man hat im Fahrzeug alle Möglichkeiten, die man braucht, um gut über die Runden zu kommen. Es gibt einen Schlafplatz, man kann kochen und heizen im eigenen Fahrzeug und man macht mehr oder minder die Tür auf und ist mitten in der Natur. Im eigenen Fahrzeug ist man ungestört und kann ohne sozialen Kontakt auch seinen Urlaub gut verbringen.“
Das kleine Einmaleins des Campers von Welt! Tipps von GO! Das Motormagazin für Freiheitsliebhaber.
Egal ob Camping-Neuling oder alter Hase in dem Gebiet: Es gibt einiges zu beachten, bevor man die Reise ins mehr oder weniger Unbekannte antritt.
1. Zu allererst sollte man bei Reisemobilen unbedingt das höchstzulässige Gesamtgewicht beachten. Mit dem B-Führerschein darf man maximal 3,5 Tonnen bewegen. Über 3,5 Tonnen wird ein Lkw-Führerschein der Klasse C1 oder C benötigt, es fallen höhere Mautgebühren an und es gelten andere Temporegeln.
2. Man sollte sich stets über die Höhe, Breite und Länge des Gefährts auf vier Rädern sicher sein. Dann kommt es bei Unterführungen, Parkplätzen, Straßen oder Einfahrten zum Lieblings Fast Food Drive-in auch nicht zu unangenehmen Überraschungen.
3. Kleine Geheimtipps was im Köfferlein nicht fehlen sollte: „Immer Streichhölzer oder ein Feuerzeug mit dabeihaben, denn viele Verbraucher sind mit Gas betrieben. Auch eine Schnur, um die Wäsche aufzuhängen, sollte nicht fehlen. Man erspart sich die gewaschene Wäsche über Türen und Fenster hängen zu müssen“, meint Mehlmauer. Die Wäsche dankt es einem auf jeden Fall. Zusätzlich hat der studierte Camper ein Multifunktionstaschenmesser bei sich und auch die kleine Reiseapotheke sollte im Wagen noch Platz finden.
4. Sollte man noch nie einen Wohnwagen gefahren haben, macht es Sinn, sich einmal mit dem Wagen vertraut zu machen. Am besten geschieht dies auf geschützten Teststrecken, wo auch Manöver wie beispielsweise das Fahren auf rutschigem Untergrund geübt werden können.