Lohner Porsche
Trend
Born in Europe!

Zukunft braucht Herkunft – Teil 2

Wir schreiben das Jahr 4.000 vor Christus. Das Rad wird im Gebiet des heutigen Deutschlands erfunden. Jahrtausende lang wird es ausschließlich von Mensch und Tier betrieben, bis englische Tüftler rund um 1800 den Dampfantrieb entwickelt haben. Heute wissen wir, dass sich diese Art der Fortbewegung mehr auf den Gleisen etabliert hat. Das erste für uns als Autofans relevante Fahrzeug stammt ebenfalls aus Europa. Carl Benz meldet 1886 seinen Motorwagen zum Patent an. Rund 14 Jahre später rollt das erste allradgetriebene Elektroauto auf den gepflasterten Straßen des neunten Wiener Gemeindebezirks: der Lohner-Porsche. „Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ Ein gerne zitierter Kommentar des letzten deutschen Kaisers, Wilhelm II. Wie er sich doch getäuscht hat.

Alle aktuellen Modelle auch auf

Speziell bei der Ladeinfrastruktur ist Europa gut dabei. In der EU gibt es laut Statista rund 900.000 öffentliche Ladesäulen, wobei diese Statistik aus dem Jahr 2024 stammt. Bei der aktuellen Verbreitung dürfte man sich bereits der Million nähern – oder sie sogar schon überschritten haben. In den USA gibt es dem ADAC nach übrigens derzeit rund 53.000 öffentliche Ladestationen, in China gibt es sogar 2,2 Millionen. Das liegt allerdings auch an der Bevölkerungsdichte. Speziell diese ist für den Ausbau der Ladeinfrastruktur offensichtlich von hoher Relevanz. Länder, in denen große Teile nur spärlich oder gar nicht bevölkert sind, haben eine schlechtere Abdeckung. Zumindest, wenn man diese auf das Straßennetz hochrechnet.

Laut lemnet.org, einer umfangreichen Datenbank von Ladestationen, haben Länder mit hoher Bevölkerungsdichte die Nase vorn, wenn es um die Ladepunkte pro 100 Straßenkilometer geht. Dänemark ist hier mit 95,7 Ladepunkten pro 100 Kilometer an der Spitze, dicht gefolgt von Luxemburg mit 92. Österreich ist mit 36,8 Ladepunkten im Mittelfeld. Die Schlusslichter sind Portugal, Rumänien, Bulgarien und Island. Die skandinavischen Länder leiden hier häufig unter dem großen Anteil unbevölkerter Fläche.

Moon Power Wallbox

Das heimische Unternehmen Moon Power bietet nicht nur potente Wallboxen für daheim, sondern auch eine Ladekarte, die international funktioniert und den Kostendschungel endlich transparent macht.

Hierbei sind die privaten Wallboxen und Ladestationen am Arbeitsplatz nicht einbezogen. Und diese werden primär für die Stromversorgung von E-Autos verwendet. Speziell Schnellladestationen an Autobahnen sorgen auch bei langen Strecken, wie der Fahrt in den Urlaub, für flottes Vorankommen. Das haben sich auch die führenden europäischen Automobilhersteller gedacht und im Jahr 2017 Ionity gegründet. Das Ziel: gemeinsam das Elektroauto langstreckentauglich zu machen. Gründungsmitglieder sind die BMW Group, die Daimler AG, die Ford Motor Company und der Volkswagen-Konzern. Im September 2019 hat sich mit Hyundai auch ein asiatischer Konzern dazugesellt. Top: Mit den Schnellladesäulen von Ionity kann man theoretisch mit bis zu 400 Kilowatt laden.

Ionity Ladestation mit Elektroautos

Ionity ist wohl das beste Beispiel für funktionierende Zusammenarbeit. Als Joint Venture aller großen europäischen Automobilhersteller hat das Schnellladenetz nun eine führende Rolle in der Erhöhung der Langstreckentauglichkeit für Elektroautos.

Schneller Strom

Dass man das auch praktisch kann, liegt an der europäischen Batterieentwicklung. Porsche war gemeinsam mit Audi der erste Hersteller, der im großen Stil die 800-Volt-Akkutechnologie verbaut hat. Bereits 2019 setzen der Porsche Taycan und sein Verwandter Audi e-tron GT auf die Akkutechnik, die auch heute noch State of the Art ist. So lädt ein Porsche Taycan Turbo S sein 105-Kilowattstunden-Akkupack mit 320 Kilowatt in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent. Ja, das ist ein High-End-Sportwagen. Allerdings macht sich das gewonnene Know-how im ganzen Konzern bemerkbar. Der neue Audi A6 vertraut ebenfalls auf 800-Volt-Akkus und lädt diese mit maximal 270 kW. Anders gerechnet: In 10 Minuten lädt der Ingolstädter den Saft für knapp 300 Kilometer.

Porsche Taycan Turbo GT

Der Porsche Taycan fährt nicht nur beängstigend schnell, er ist dank seiner Pionierleistung mit 800-Volt-Akkutechnik auch Jahre nach seiner Vorstellung State of the Art.

Möglich wird das durch hochwertige NMC-Zellen, ein intelligentes Thermomanagement und die präzise Steuerung der Ladezyklen. Außerdem werden bei europäischen Herstellern reparaturfähige Akkus mit austauschbaren Modulen verbaut. Das erlaubt einen gezielten Austausch im Schadensfall und schont damit nicht nur das Börserl, sondern auch die Umwelt. Allerdings helfen die besten Batterien nichts, wenn der mit Strom gefütterte Motor nicht effizient ist. Gut, dass die effizientesten Elektromotoren ebenfalls aus Europa kommen. Nicht nur deren Entwicklung, sondern auch deren Fertigung. Genauer: aus Deutschland. Der Elektromotor mit der kryptischen Kennung APP550 arbeitet in den VW ID.-Modellen oder auch im Skoda Enyaq mit einem Wirkungsgrad von über 95 Prozent. Und stets wird weiterentwickelt. Sogar die Wickelungen werden neu gedacht. Mittlerweile setzt der VW-Konzern rechteckige Kupferdrähte ein. Die schaffen eine bessere Leistungsabgabe bei gleichzeitig weniger Stromverbrauch.

BMW Werk Steyr

Im BMW Werk Steyr werden jährlich über eine Million Motoren gefertigt.

Auch bei den Verbrennungsmotoren nimmt Europa eine führende Rolle im globalen Spiel der Kräfte ein. Und auch unser Österreich mischt fleißig mit. Das BMW Werk in Steyr fertigt pro Jahr über eine Million Motoren und mehr als 10 Millionen Kernkomponenten für Motoren. Ein weiteres Zeugnis deutscher Ingenieurskunst ist die Elektrifizierung der Diesel- und Benzinmotoren, die in aktuellen Audi-Modellen zum Einsatz kommt. Dieses suggeriert durch seinen Namen "MHEV-Plus" zwar einen Mild-Hybriden, geht aber beinahe als Vollhybrid durch. Rangieren, Einparken und kurze Strecken fährt man mit dem Antrieb rein elektrisch, die 48-Volt-Batterie fasst ganze 1,8 Kilowattstunden und ist extrem leicht. Sie speist einen Triebstranggenerator, der nach dem Getriebe verbaut ist und bis zu 18 Kilowatt, also knapp 25 PS leistet. So erntet dieses System alle Vorteile eines konventionellen Hybrid-Antriebs, ohne dessen Nachteile, wie beispielsweise das Mehrgewicht.

Audi A5 Avant

Der Audi A5 folgt ganz dem Leitspruch "Vorsprung durch Technik". Dank eines innovativen Mild-Hybrid-Systems kann der Ingolstädter auch als Diesel kurze Strecken rein elektrisch zurücklegen.

Aber auch die Franzosen haben ein Ass im Ärmel, wenn es um Hybride geht. Renault hat an seine Modelle das sogenannte Multimode-Getriebe gekoppelt. Ein Wunderwerk der Technik dank vier Gängen auf der Benzinerseite und zwei Elektrogängen, die beliebig oft miteinander kombinierbar sind. Damit dieses System Stabil läuft, also dass kein Ruckeln entsteht, gibt es einen zweiten, kleinen Elektromotor, der das ganze stabilisiert und unterstützt.

Renault Rafale

Renaults Flaggschiff namens Rafale vertraut, wie alle Hybride der Marke, auf das Multimode-Getriebe. Es ermöglicht, die Gänge des Verbrennungsmotors und des Elektromotors beliebig oft miteinander zu kombinieren.

Auf die Plätze, fertig, los!

Apropos Frankreich. Natürlich wurde in Europa auch das erste Autorennen gefahren. Das fand 1894 statt und führte von Paris ins 126 Kilometer entfernte Rouen. Nach knapp sieben Stunden rauschte ein Peugeot als erster durchs Ziel. Verbaut war übrigens ein Daimler-Motor. Die Begeisterung für den Motorsport ist den Europäern geblieben. Formel 1, WEC und sogar die Formel E stammen vom alten Kontinent und begeistern mittlerweile die ganze Welt. Auch wenn der heimische Verkehrsteilnehmer in der Regel kein Rennfahrer ist, so fährt er gerne selbst. Das ist ein kulturell bedingter Unterschied zu den Fahrgewohnheiten auf anderen Kontinenten.

Darum sind europäische Fahrzeuge auch immer auf den Fahrer zentriert. Wie lenkt ein Auto ein? Wie federt es? Fragen, die bei der Fahrzeugentwicklung stets aus der Fahrerperspektive bedacht werden – egal, ob es sich um einen Sportwagen oder um ein Familien-SUV handelt. So wird der Mensch nicht wegrationalisiert. Ergonomie, Fahrgefühl und eine gewisse intuitive Bedienung sind trotz einer Armada an Assistenzsystemen im Fokus der Entwickler. Der europäische Weg lässt sich vermutlich am besten so beschreiben: Hightech im Dienst des Vergnügens. Ein Auto, das denkt, aber nicht lebt. Ein Fahrer, der lenkt, aber nicht alles allein tragen muss, wenn er denn möchte. So entsteht aktive Sicherheit!

Airbag in den 80er-Jahren

Der Airbag wurde bereits 1951 erfunden, es dauerte allerdings bis 1981, bis er in Serie verbaut wurde. Das erste Auto mit dem lebensrettenden Luftsack ist eine Mercedes-Benz S-Klasse.

Günstig. Nicht billig.

Klar, bei solchen Gedanken drängt sich Dacia als Beispiel auf. Aber auch andere europäische Hersteller können gut und günstig. Da lohnt sich ein Blick ins Stellantis-Portfolio. Der Citroen C3 ist ein fesches, vollwertiges Auto für den vergleichsweise schmalen Taler. Der Opel Frontera bietet sogar sieben Sitzplatze und der Fiat Panda spielt ganz ungeniert mit der glorreichen Geschichte seiner Ahnen. Diese Autos gibt es jeweils mit Hybridantrieb oder rein elektrisch. Und zum Teil auch deutlich unter 20.000 Euro.

Citroen C3

Der Citroen C3 kostet nicht viel, sieht aber trotzdem nicht billig aus. Außerdem gibt es ihn elektrisch und mit Verbrennungsmotor.

Es gibt einen Grund, warum die Autoindustrie nach wie vor in Europa stark verwurzelt ist. Es sind nicht nur die hoch entwickelten Fertigungsprozesse oder die technische Exzellenz, sondern auch die Kultur der Verantwortung, die den europäischen Markt auszeichnen. Hier trifft Innovation auf Tradition. Das Ergebnis sind Fahrzeuge, die nicht nur begeistern, sondern auch den hohen ethischen und ökologischen Standards entsprechen, die Europa seit jeher antreiben.

Fiat Grande Panda

Diese tolle Kiste der 80er feiert ihr Comeback. Ganz offensichtlich haben sich die Designer von der kantigen Formgebung des Ur-Pandas inspirieren lassen.

Denn Europa ist nicht nur ein Fertigungsstandort. Es ist die Heimat von Marken, die die Industrie weltweit beeinflussen. Marken wie Audi, BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz haben die Maßstäbe für Qualität, Sicherheit und Technik gesetzt.

Opel Frontera

Opel hat den Frontera zurückgebracht. Wer möchte, kann den Rüsselsheimer sogar mit einer dritten Sitzreihe ausrüsten und so zum Siebensitzer machen.

Dabei spielen europäische Hersteller nicht nur in Hinblick auf Verarbeitung und Design die erste Geige, sondern auch in der Forschung und Entwicklung neuer Antriebstechnologien, insbesondere bei der Elektromobilität.