Der Toyota Mirai begeistert optisch und technisch.
Wie werden wir in den nächsten Jahrzehnten unsere Autos tanken? Mit herkömmlichem Kraftstoff? Gasen? Strom? Oder aber Wasserstoff? Viele sehen darin die Mobilitätstechnologie der Zukunft. Auch Toyota und darum bieten die Japaner jetzt die zweite Generation ihres Brennstoffzellenautos Mirai am europäischen Markt an.
Der erste Toyota Mirai faszinierte vor allem durch seine Antriebstechnik, Wasserstoff in elektrischen Strom zu verwandeln, der für Vortrieb sorgt. Ansonsten war der ersten Generation eher ein Schattendasein vergönnt. Optisch bestenfalls fragwürdig, sehr teuer und mit relativ wenig Nutzwert war das auch kein Wunder. Der Neue macht alles anders, ist besser, stärker, günstiger, schöner und auch größer. Ein 5-Meter-Schiff. Witzig, denn Schiffe fahren normalerweise auf dem Wasser, das hier fährt mit dem Wasser.
Apropos Wasser
Auch die Farbe des Testwagens hat die Intensität eines tiefen Bergsees, der sich in sanften Wellenbewegungen um die Mirai-Karosserie schmiegt. Die Proportionen sind nahe an der Formvollendung, das Design nicht nur ein, sondern mehrere Universen besser als das des Vorgängers. Selbstbewusst und futuristisch steht er auf den optionalen 20-Zöllern. So lassen wir uns die Zukunft gefallen. Auch innen.
Dort schmeichelt der Mirai mit hochwertigen Materialien in ebensolcher Verarbeitungsqualität. Der kurze Gangwahlhebel ist witzig, die Anzahl der physischen Knöpfe für ein solch futuristisches Auto erstaunlich hoch. Auch gut, Bildschirme gibt es eh genug. Einer, der die Armaturen anzeigt, einer in der Mitte für die Sekundärfunktionen und als Garnitur auch noch einer in der Windschutzscheibe. Also hat man die Hände immer am Lenkrad und die Geschwindigkeit immer im Blickfeld. Also widmen wir uns den fahrerischen Qualitäten.
Der lange Toyota fährt sich ausgewogen, obwohl die perfekt ausgeglichene Gewichtsverteilung von fünfzig zu fünfzig Prozent und der Hinterradantrieb mehr Sportlichkeit suggerieren, als dem Mirai lieb ist. Der Brennstoffzellen-Toyota mit den 182 Elektro-PS kann zwar auch dynamisch, gehört aber zur komfortablen Sorte, filtert vornehm jegliche Fahrbahnunebenheit und zeigt, dass Mirai-Fahrer die 650 Kilometer Maximalreichweite vermutlich am liebsten in einem Stück durchfahren.
High-Tech-Nachhaltigkeit
Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten Wasserstoff herzustellen: Es gibt den grauen Wasserstoff und den grünen Wasserstoff. Wir reden hier aber vom grüne Wasserstoff und der wird aus nachhaltigem Strom durch Wasserspaltung erzeugt, indem wir das Wasser nehmen und mit Strom in seine Bestandteil – einerseits Wasserstoff, andererseits Sauerstoff – spalten. Der kommt über ein High-Tech-Tanksystem, das mit Verdichtern und einem Kühlsystem arbeitet. Der Wasserstoff wird mit einem Druck von 700 Bar in den Tank gepresst – zum Vergleich: Ein Autoreifen kommt mit 2,5 Bar aus. Klingt kompliziert und aufwändig, man merkt allerdings nix davon. Das Tankverhalten ist das eines Verbrenners, trotzdem hat man die Spontanität und die Vibrationsarmut eines Elektroautos.
Außerdem reinigt die blaue Flunder die angesaugte Luft durch einen speziellen Katalysator, dadurch arbeitet die Brennstoffzelle effektiver – so haben die Zusatz-Kilometer zur nächsten Wasserstoff-Tankstelle sogar noch eine umweltschonende Wirkung.